Die „Galerie“ im AWO-Haus am Elm beherbergt zur Zeit ganz besondere Arbeiten. In der Ausstellung sind Bilder und Collagen von betroffenen Menschen zu sehen,
die sich im Rahmen einer Veranstaltungsreihe in mehreren Workshops unter der Regie von Projektleiter Bernd Karolat, Kunsttherapeutin Mechthild Schnittka und
Sozialpädagogin Daniela Möller aktiv mit den Folgen des Bundesteilhabegesetzes (BTHG) auseinandergesetzt haben.
Die Werke spiegeln Gefühle und Erwartungen rund um das umfassende Gesetzespaket wieder, das für Menschen mit Behinderungen mehr Möglichkeiten der Teilhabe und
mehr Selbstbestimmung vorsieht.
Doch was anfänglich gut klingt, birgt gleichzeitig Probleme, weiß Angelika Soluk, Einrichtungsleiterin im Schöninger AWO-Haus am Elm. “Auf Menschen mit
seelischen Behinderungen und psychischen Erkrankungen wirken Veränderungen im Lebensalltag oftmals sehr verängstigend.“ Hinzu komme, dass es für die Betroffenen
zuweilen schwer sei, ihre Ängste zu definieren oder zu artikulieren. Abhilfe versprach hier die Kunst.
Das künstlerische Gestalten sollte den Betroffenen dabei helfen, ihre Ängste zu erkennen und auszudrücken, so Mechthild Schnittka. „Im Wechsel von Gesprächen und
Malen ging es zudem darum, den Betroffenen Zukunftsängste und Ungewissheit zu nehmen und ihnen neue Perspektiven aufzuzeigen“, listete die Kunsttherapeutin auf.
Anfänglich seien sie über die Herangehensweise irritiert gewesen, gaben Michael Köhler und Jürgen Ackermann von der Bewohnervertretung zu, die an den Workshops
teilnahmen. „Doch tatsächlich hat uns diese Herangehensweise den Zugang zum BTHG ermöglicht“, bestätigte Michael Köhler. Und nicht nur das. „Wir sind nun sehr
gut vorbereitet, mit anderen Betroffenen ins Gespräch zu gehen und zu informieren“, ergänzte Jürgen Ackermann.
Ausdruck dieser positiven Grundtendenz findet sich übrigens in den meisten Bildern wieder, in denen nicht nur das BTHG in Form eines bunten Hauses im Fokus steht.
Auch die Anzahl an Päckchen, die symbolisch für Themen und Gefühle rund um das Gesetzespaket stehen, sind überwiegend im Haus verankert und stellen somit kaum noch
eine Hürde, Unklarheit oder Angst dar.
Adelheid Kursch, die ebenfalls an den Kunstworkshops teilgenommen hatte, freute vor allem, dass die Bilder in einem Kalender zusammengefasst wurden. „Das ist am Ende ein
tolles Ergebnis.“ Überhaupt zogen alle Involvierten nach der Veranstaltungsreihe eine durchweg positive Bilanz. Und nicht nur das. Das Projekt sei derartig
erfolgreich verlaufen, dass es jetzt auch in anderen Einrichtungen umgesetzt werden soll, freute sich AWO-Bereichsleiterin Julia Weber am Ende.